Regentag in Kuba, Innehalten am Strand. Das Foto von Anna-Tina Eberhard hing in ihrer ersten Ausstellung – ein persönlicher und beruflicher Wendepunkt.

 

 

Schönheit einfangen

Schon in der Sekundarschule ist für Anna-Tina Eberhard klar, dass sie Fotografin werden möchte. Obwohl ihr Erwachsene raten, zuerst «etwas Anständiges» zu lernen, hält sie am kreativen Ausbildungsweg fest. Im Alter von nur 22 Jahren macht sie sich selbständig und wagt damit den wohl «extremsten Neuanfang».

 

Es gab diesen einen Schlüsselmoment, an den sich Anna-Tina noch heute genau erinnert: «Das war in Andalusien. Die Abendsonne schien in das hohe trockene Gras und ich wollte diese Schönheit einfangen. Ich durfte erstmals die Spiegelreflexkamera meiner Mutter benutzen, eine steinschwere Nikon aus den 60er Jahren.» Anna-Tina spielt mit Schärfe, Gegenlicht, Ausschnitten und merkt: Das wäre ein Beruf, der ihr gefallen würde. Sie legt die Aufnahmeprüfung für den gestalterischen Vorkurs erfolgreich ab und ergattert eine der wenigen Lehrstellen als Fotografin.

 

Schönheit entdecken und mit der Kamera festhalten – das zeichnet ihre Arbeit und ihr vielseitiges Portfolio aus. Anna-Tina fotografiert in Fabrikhallen, im Helikopter oder Operationssaal, macht Reportagen mit Asylbewerbern, hat CEOs, Bauern oder Kunsthändler vor der Linse. Dass ihr Arbeitsalltag so abwechslungsreich ist, mag sie und dafür ist sie dankbar.

 

Mit dieser Vielfalt sind aber auch Herausforderungen verbunden: die vielen Kilometer jeden Tag im Auto, das schwere Equipment, immer wieder auf neue Leute, Situationen und Orte zu treffen. «Es gibt wenig Routine und das kann manchmal auch anstrengend sein. Fotografen müssen schnell Kontakt knüpfen und auf Menschen zugehen, sie motivieren und innert kürzester Zeit auf ihre Seite ziehen können.» Wenn sich jemand in einem ihrer Portraits gut getroffen fühlt und gefällt, freut sie das ganz besonders.

 

Als Fotografin zu arbeiten bedeutet für sie, immer wieder kleine Neuanfänge zu erleben. Dazu gehören Erfahrungen wie die erste eigene Fotoausstellung, in der das Bild des kubanischen Jungen im Regen zu sehen war. Neuland ist aber auch, für Magazine mit grosser Auflage zu fotografieren oder ihr Traumatelier, das sie 2019 mit Freude und Stolz bezieht.

 

Die Corona-Krise ist ein harter Schlag für Anna-Tina, sie verliert fast alle Aufträge. «Das schreit nach einem Neuanfang.» Deshalb konzentriert sie sich im Moment auf Aufträge ohne Personen, wie Produktefotografie oder Architekturaufnahmen. Aktuell arbeitet sie an einer Dokumentation für die Stadt St.Gallen zum Thema Kunst am Bau.

 

 

Das Portrait über Anna-Tina Eberhard entstand im Mai 2020. at-eberhard.ch

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