«Der anonymen Grossstadt werden durch den Menschen persönliche Gesichter aufgezwungen.» Antonia Möhr fotografiert mit Nikon Spiegelreflexkameras, analog oder digital.

 

 

«Fotografie ist Zeichnen mit Licht»

Es hat etwas sehr Privates an sich, wenn Antonia Möhr übers Fotografieren spricht: «Wenn sich mir jemand völlig anvertraut, mich schauen, suchen und finden lässt, ist das ein grosses Geschenk. Die Unmittelbarkeit und Intimität lässt alles ausser dem Subjekt verschwinden.» Das Schwierige daran ist, «den richtigen Moment, Ausschnitt, Blick zu erwischen und mit dem Licht so zu arbeiten, dass das Empfundene Ausdruck findet.»

 

Von der Schweiz in die USA

Das Auge dafür schärft die 33-Jährige seit ihrer Kindheit. Ihr Vater hat eine Dunkelkammer und eine extensive Fotoausrüstung. Antonia und ihre Schwester dürfen alles brauchen und ausprobieren. «Dadurch war mir der Blick durch die Kamera schon sehr früh vertraut.» Fortan wird Fotografie zum festen Bestandteil ihres Lebens, eine Komponente ihres künstlerischen Ausdrucks, dem ein Ausbildungs- und Berufsweg mit verschiedenen Stationen folgt. Langjähriger wichtiger Zwischenhalt wird New York.

 

Ein Glücksfall

Das gezeigte Bild ist eines der vielen Souvenirs, die sie aus dem Big Apple mitbringt. Entstanden ist es an der Lower East Side. Es war keine grosse Herausforderung, vielmehr «ein glückliches Zusammentreffen», wie sie sagt. Die strenge Geometrie der Architektur, die im Kontrast zur Menschlichkeit steht, gefällt ihr an dieser Aufnahme besonders. Während ihres mehrjährigen Aufenthalts in der Weltstadt widmet sich Antonia Möhr der bildenden Kunst und studiert am Hunter College. Beruflich tätig ist sie heute in der Kunstgiesserei St. Gallen.

 

Kontraste von Kultur und Natur

In der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Fotografie kristallisieren sich Möhrs persönliche Interessen heraus. Meistens ist es das Kleine im Grossen, das sie anzieht, «der Mikroblick sozusagen». Sie sucht Kontraste im Kontext oder im Formellen, wo Natur der Kultur oder amorphe Formen geometrischen gegenüber stehen. «Vergänglichkeit und Zerfall gehen dabei meist Hand in Hand mit diesen Elementen.» Ein langjähriges fotografisches Projekt sind «Close-up-Aufnahmen von Zeichen des Menschen in der urbanen Welt». Zurzeit konzentriert sie sich auf die Malerei.

 

Das Portrait über Antonia Möhr entstand im Januar 2010. kuenstlerarchiv.ch/antoniamoehr

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